Zum Zeitpunkt ihrer Gründung vor genau 25 Jahren (1987) verfolgte die Rainforest Alliance zunächst das Ziel, eine nachhaltige Waldbewirtschaftung in den Tropen sicherzustellen. Allein in den letzten 400 Jahren sind 50 Prozent aller Wälder auf unserem Planeten abgeholzt oder zurückgedrängt worden. Noch heute verschwinden pro Minute zwischen 20 und 30 Hektar Tropenwald – der steigenden Bevölkerungsdichte und dem wachsenden Wohlstand auf unserem Planeten geschuldet.
Am Anfang war es Wald
1989 rief die Rainforest Alliance das weltweit erste Zertifizierungsprogramm für nachhaltige Forstwirtschaft ins Leben: SmartWood. Darüber hinaus engagierte sie sich in enger Zusammenarbeit mit Greenpeace und dem WWF für einen weiteren Meilenstein: Gemeinsam mit anderen Organisationen entwickelte sie das „Forest Stewardship Council“ (FSC). Dieses Zertifizierungssiegel fungiert heute als der globale Standard für Produkte aus marktgerechter, ökologisch wie sozial verantwortungsbewusster Waldwirtschaft. Es wird nur Betrieben verliehen, die nachweislich die strengen Standards und Auflagen für nachhaltiges Wirtschaften einhalten. Zahlreiche namhafte Hersteller von Möbeln, Bauholz oder Papier dürfen das FSC-Siegel heute nutzen.
Gegenwärtig agiert die Rainforest Alliance selbst als FSC-akkreditierter Zertifizierer und ist in allen Waldzonen der Erde tätig: in den tropischen Wäldern entlang des Äquators, in den Beständen der gemäßigten Zonen bis hin zu den Wäldern im kalt-gemäßigten borealen
Gürtel der nördlichen Hemisphäre mit ausgeprägtem Nadelbaumbestand. Mit Erfolg: Ende 2006 hatte die Rainforest Alliance bereits mehr als 52 Millionen Hektar Wald – vom Nordwesten der Vereinigten Staaten von Amerika bis hin zu den entlegensten Forstgebieten in Papua-Neuguinea – zertifiziert und damit auch dem nachhaltigen Schutz zugeführt.
SmartWood-Produkte aus Holz oder Papier mit dem FSC-Siegel verkaufen heute große Unternehmen und Handelsorganisationen wie zum Beispiel das schwedische Möbelhaus IKEA oder der in den USA führende Heimwerker- und Baumarkt Home Depot. Und auch in heimischen Holzhandlungen oder Baumärkten gibt es immer häufiger Produkte mit FSC-Auszeichnung zu kaufen. Neben der Verarbeitung von Tropenhölzern ist heute vor allem die landwirtschaftliche Bodennutzung zur Erzeugung von Lebensmitteln größter Faktor, wenn es um die Verdrängung einzigartiger und kostbarer Regen- und Nebelwälder geht. Diese Prozesse vernichten unwiderruflich Schutz- und Lebensräume, so dass gegenwärtig rund 140 Tier- und Pflanzenarten pro Tag ausgerottet werden.
Die Landwirtschaft ist auch der größte Verbraucher von Frischwasser. Selbst in den Tropen mit ausgeprägten Regenzeiten ist Wasser ein kostbares Gut und darf keineswegs verschwendet werden. Dazu kommt in vielen Regionen der Erde der unverhältnismäßige Einsatz chemisch-synthetischer Düngemittel sowie besonders giftiger Herbizide, Pestizide und Fungizide. Ein hoher Energieverbrauch und die Verschwendung sonstiger kostbarer Rohstoffe und Ressourcen tun ihr Übriges. Dieses Zusammenspiel negativer Faktoren entzieht den Menschen vor Ort zunehmend die Lebensgrundlage.
Lebensmittel für Europa und für die Boommärkte Asiens kommen immer öfter aus den Tropen
Bereits ein Viertel der gesamten Landfläche der Erde wird heute landwirtschaftlich genutzt. Um eine produktive Landwirtschaft, die Erhaltung der Artenvielfalt und den menschlichen Entwicklungsdrang konstruktiv miteinander zu verbinden, entwickelte die Rainforest Alliance 1992 ihr Programm für eine „nachhaltige Landwirtschaft“. Unternehmen, Kooperativen und Bauern, die nach Rainforest Alliance Certified™-Standards wirtschaften wollen, müssen sich nach bis zu 200 verschiedenen Umwelt-, Sozial- und Arbeitsschutzkriterien richten. Die Auditierung dieser Vorgaben wird von anderen Umweltschutz- oder Nichtregierungsorganisationen als unabhängige Dritte übernommen. Das sorgt für maximale Transparenz und Objektivität.
Bereits wenige Jahre nach Einführung dieses Programms konnte auf rund 70.000 Hektar der Bananenplantagen und auf etwa 130.000 Hektar der Kaffeeplantagen weltweit der Einsatz von Unkraut- und Ungeziefervernichtungsmitteln deutlich reduziert werden. Das heißt: Auf prophylaktische Schädlingsbekämpfung wird verzichtet, nur im Bedarfsfall dürfen die am wenigsten giftigen Mittel eingesetzt werden – und dies auch nur unter strengen Auflagen und mit einem lückenlosen Monitoring. Stattdessen werden wieder Schutzbepflanzungen mit heimischen Arten favorisiert. Auch in Recyclingsysteme, zum Beispiel für die Wiederverwendung von Kunststoffen, fließen verstärkt Investitionen. Die Beschäftigen in der tropischen Landwirtschaft erhalten zudem eine Schul- und verbesserte berufliche Aus- und Weiterbildung. Bildung ist schließlich der Schlüssel zu Wohlstand, und sie ist ein entscheidender Treiber dafür, dass die in und von der Landwirtschaft lebenden Menschen entlang des Tropengürtels lernen, wie sie mit ihren Ressourcen schonender umgehen können. Zur sozial ausgerichteten Arbeit gehört auch, die Wohnstandards von Plantagenarbeitern zu verbessern und ihre medizinische Versorgung sicherzustellen.
Das Engagement der Rainforest Alliance trägt Früchte: Mittlerweile zeichnet das grüne Siegel mit dem Regenwaldfrosch pro Jahr 18 Prozent der weltweiten Bananenernte aus. Nach zehnjähriger intensiver Arbeit dürfen seit 2004 auch alle lateinamerikanischen Bananenplantagen von Chiquita das Rainforest Alliance Certified™-Siegel tragen. Ebenso arbeiten viele kleinere Bananenbauern nachhaltig und damit ökologisch sowie sozial verantwortungsbewusst. Auch ihre Bananen dürfen sich mit dem grünen Frosch-Siegel schmücken. Derzeit findet sich die Rainforest Alliance Certified™-Zertifizierung auch auf immer mehr Erntechargen von Kaffee-, Kakao-, Zitrusfrucht- und Ananasfarmen. Gleiches gilt für die Erzeugnisse von Farn- und Schnittblumenplantagen in Lateinamerika und Afrika. Die qualitative und quantitative Substanz vieler Rohstoffe erreichte in jüngster Zeit ein so hohes Niveau, dass internationale Markenkonzerne wie Tchibo, Lavazza oder Kraft Foods/Jacobs Kaffeebohnen einkaufen, die aus nachhaltiger Erzeugung gemäß Rainforest Alliance Certified™-Standards stammen.
Die Rainforest Alliance verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz und richtet ihre Strategie auf nachhaltige ökologische, soziale und arbeitsschutzrechtliche Ziele aus. Bernward Geier, Sprecher für die Rainforest Alliance in Deutschland, Österreich und der Schweiz, begründet die Notwendigkeit dafür so: „Der ökologische Landbau allein macht noch keine besseren Preise. Die Erzielung höherer Preise, zum Beispiel durch Festlegung von Mindestpreisen, erzeugt genauso wenig ein ökologisch verträgliches Produkt wie sie auch keine automatisch bessere Qualität liefert. Die Erkämpfung sozialer Rechte – wie zum Beispiel die Zulassung einer organisierten Arbeiterschaft – bringt nicht von selbst ein besseres Bildungs- und Gesundheitssystem und liefert gleichfalls keine plötzlich ökologisch wertvolleren und preislich margenfähigeren Produkte.“ Seine Entwicklungsarbeit nur auf Nischenanbieter und kleine Farmer oder Kooperativen zu fokussieren schaffe genauso wenig Veränderungs- und Verbesserungsdynamik, wie sich nur auf großformatige Farmbetriebe und -konzerne zu konzentrieren. „Alle Unternehmensgrößen und alle Glieder in der Wertschöpfungskette sind für den Erfolg notwendig. Nur wenn alle Einflusskomponenten möglichst gleichzeitig zusammengebracht und ganzheitliche Ziele verfolgt und umgesetzt werden können, ist der Lebensgemeinschaft von Flora, Fauna und Mensch nachhaltig gedient“, so Geier.
„Bewusster“ Tourismus fördert den Erhalt der Biodiversität in vielen Regionen
Das dritte Standbein im Engagement der Rainforest Alliance ist ein umweltverträglicherer Tourismus. Jährlich reisen etwa 900 Millionen Touristen rund um den Globus. Die Waren „Urlaub“ und „Reisen“ sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für viele Regionen der Erde, auch und insbesondere in Gebieten mit reichhaltiger Flora und Fauna. Trotz auch zahlreicher negativer Auswirkungen für die jeweils einheimische Bevölkerung und die Natur vor Ort bietet der Tourismus eine echte Chance, Anreize für den Umweltschutz und den Erhalt der Biodiversität zu schaffen. Die Rainforest Alliance erarbeitet weltweit mit vielen anderen Organisationen und Fachleuten optimale Managementstrategien für einen nachhaltigen Tourismus. So sollen touristische Unternehmer und tourismusnahe Institutionen (wie zum Beispiel Hoteliers, Mietwagenanbieter, Veranstalter, Agenturen, Gastronomen, Verwaltungen/Behörden etc.) sowie Urlauber und Reisende dabei unterstützt werden, einen bewussten und aktiven Beitrag zur Bewahrung der Artenvielfalt und zur Sicherung sozialen Wohlstands in den touristischen Destinationen zu leisten.

Noch konzentriert sich die Rainforest Alliance geografisch auf Lateinamerika (Guatemala, Costa Rica und Galapagosinseln) und die Karibik (Antigua, Aruba, Bahamas, Barbados, Dominikanische Republik, Grenada, Jamaika, Mexiko, St. Lucia).
Die Rainforest Alliance erkennt aber auch die Standards anderer Initiativen an, zum Beispiel von Green Globe 21 für Australien und von Green Deal für Guatemala. Die Auszeichnung „Smart Voyager“ für nachhaltigen Tourismus hat die Rainforest Alliance mitentwickelt. Dieses Zertifizierungsprogramm wird heute auf den Galapagosinseln und in Argentinien, Brasilien, Chile und Venezuela angewendet und ist seit 2002 von der UNESCO anerkannt.
Als Teil ihrer Anstrengungen und im Auftrag der UN wirkte die Rainforest Alliance – analog dem Forest Stewardship Council – auch an der Gründung des Tourism Sustainability Councils (TSC) mit.
Das TSC soll eine global agierende Akkreditierungsbehörde werden, die für nachhaltigen Tourismus fördernde Zertifizierungsprogramme zuständig ist. Eine Beurteilung der vielfältigen Qualitätsmodelle, zu Grunde gelegte vereinheitlichte Standards, die strikte Sicherung von Transparenz und die weltweite Vermittlung von Informationen sollen den zahlreichen Ökolabels – wo berechtigt – mehr Bekanntheit, Anerkennung und Glaubwürdigkeit verleihen und möglichst Qualitätssteigerungen initiieren.