Indigen heißt nicht unzivilisiert. Auch wenn einige der Dörfer, die ich in Papua Neuguinea besucht habe, nicht an das Stromnetz angeschlossen waren, können die Farmer trotzdem die Kaffee-Preise mit dem Handy abrufen. Andere haben kleine Solaranlagen auf ihrem Dach installiert, um nachts ihre Häuser zu beleuchten. Indigen heißt ursprünglich. Und weil manche der Gemeinschaften, die ich besuche, sehr isoliert leben, haben sie ein starkes Gespür für ihre Wurzeln, Kultur und Umwelt. Trotzdem gibt es einige Veränderungen.
Bei meinen Aufenthalten in den kleinen Dorfgemeinschaften tausche ich mich mit Farmern aus, wir sprechen über den Klimawandel, die Bodenqualität und andere Themen, die Einfluss auf den Kaffeeanbau und das Land haben. Während einige der Farmer Migranten sind, und andere erst in der ersten oder zweiten Generation Kaffee anbauen, verfügen sie trotzdem über ein landwirtschaftliches Wissen indigenen Ursprungs. Es gibt Hinweise, dass dort eines der weltweit ersten Zentren für Ackerbau war. Taro, eine in Asien verbreitete Nutzpflanze, wurde zuerst hier, in den sumpfigen Böden des Whagi Tals, vor über 10.000 Jahren angebaut. Dreitausend Jahre später wurden Bananen kultiviert.

Das Tal ist nicht frei von Problemen. Manche Familien haben keine Elektrizität, keine Wasserleitung oder keinen Wassertank. Einige der Straßen sind in sehr schlechtem Zustand. Die Straße entlang der Farmen, die zum Markt führt, wo Kaffee, Pandanus, Betelnuss und Taro gehandelt werden, ist stellenweise nichts weiter als ein Waldpfad. Die Ernte muss manchmal stundenlang zu Fuß transportiert werden. Natürlich entsteht so das Verlangen, seinen Lebensunterhalt auf andere Weise zu verdienen. Die Gas- und Ölindustrie sind die größten Arbeitgeber in Papua Neuguinea – das verändert die indigenen Gemeinschaften. Man kann unmöglich die wirtschaftlichen Veränderungen ignorieren. Der Kapitalfluss hat die Preise nach oben getrieben. Ich habe viele Familien getroffen, die sich räumlich trennen mussten, weil einige von ihnen in der Gas- und Ölindustrie arbeiten. Auch die Landschaft verändert sich teils drastisch.

Wenn ich über indigene Menschen und meine Arbeit in den mit Gemeinschaften in ganz Südostasien denke, fällt mir zuerst ihr großer Erfahrungsschatz ein. Dieses Wissen wird geteilt, ausgetauscht, ständig überprüft und angepasst. Es wird die Farmer bewahren, denn sie kennen das Geheimnis guten Samen zu sähen und Wildpflanzen zu erhalten. Ihr Wissen verbirgt sich in Geschichten, Bräuchen und Kultur. Wir alle profitieren davon. Zusätzlich zu ihrer langen Geschichte und Tradition, brauchen wir ihre Erfahrungen. Hier wie an vielen anderen Orten ermöglicht es ihnen Essen anzubauen und in einer sich verändernden Welt zu überleben.
Jahrtausende alte indigene Kulturen zeigen uns immer wieder, wie überlegen sie uns technisierten Gesellschaften sind.